Die Diskussion um Diesel-Abgase, Manipulationssoftware und Fahrverbote will nicht abreißen. Was steckt dahinter, warum sind Abgasen aus Diesel-Verbrennungsmotoren so gefährlich für unsere Gesundheit?
Die chemische Reaktion
Die chemische Betrachtung der Verbrennung des Diesel-Kraftsstoffes hilft hier weiter. Kohlenstoff und Wasserstoff sind die Hauptbestandteile, zur Verbrennung wird der Sauerstoff aus der Luft genutzt. Unsere Atemluft hat aber auch einen hohen Stickstoffanteil. Der ideale Dieselmotor unter Laborbedingungen würde Kohlendioxid, Wasser, Stickstoff und überschüssigen Sauerstoff erzeugen. Aber in der Praxis sind die Bedingungen nicht immer perfekt, dann entstehen auch Stickoxide bei der Verbrennung.
Gefahr durch Stickstoffdioxid
Die in den Abgasen enthaltenen Stickoxide wiederum reagieren mit dem Sauerstoff in der Luft, und daraus entsteht Stickstoffdioxid. Das ist ein giftiges, stechend riechendes Gas mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, die es einatmen. Es reizt die Atemwege sowie die Augen. Es dringt tief in die Lunge ein, verengt Bronchien und Blutgefäße, führt zu Atemwegserkrankungen, Bronchitis und langfristig zu Asthma. Durch verengte Blutgefäße steigt das Risiko eines Schlaganfalls oder Herzinfarkt.
Die Forscher der Deutschen Herzstiftung können bestätigen, dass insbesondere bei Patienten, die bereits unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, die Blutplättchen verstärkt dazu neigen, zu verklumpen. Das führt zu mehr Arteriosklerose, Bluthochdruck, die Gesamtfunktion des Herzen als stärkster Muskel wird permanent geschwächt. Damit steigt das Risiko für einen Infarkt. Stickoxide verbinden sich außerdem gerne mit anderen Gasen und Partikeln in der Luft zu Feinstaub, dessen gesundheitsschädliche Konzentration bereits seit einigen Jahren diskutiert wird.
Forschungsergebnisse sind noch unvollständig
Die negative Wirkung von Stickoxid auf die menschliche Gesundheit ist allgemein anerkannt. Allerdings fehlt es noch an Erkenntnissen, wer besonders gefährdet ist. Stellen Sie nur für sensible Menschen ein Risiko dar oder ist die Gesamtheit der Menschen betroffen? 2007 gab es eine Studie britischer Forscher, die Diesel-Abgase als Gefahr für Asthma-Patienten identifiziert hat. Und in unserer Atemluft ist Stickdioxid leider nicht der einzige Schadstoff, insbesondere aus Diesel-Motoren kommen noch Rußteilchen, Staub und giftige Metalle dazu.
Eine Studie aus Jena zeigt, dass bereits ein kurzzeitiger starker Anstieg der Konzentration von Stickoxiden innerhalb eines einzigen Tages das Infarktrisiko verdoppeln kann. Die Forscher haben Patientendaten aus mehreren Jahren mit den offiziellen Messwerten zu Feinstaub, Ozon und Stickoxiden verglichen und ausgewertet. Das Ergebnis ist erschreckend!
EU-Grenzwerte
Die Europäische Union versucht, das Problem mit Grenzwerten in den Griff zu bekommen. Der Maximalwert im Jahresmittel pro Kubikmeter Atemluft beträgt 40 Mikrogramm. Aber die Stickstoffkonzentrationen schwanken stark, maximal 200 Mikrogramm sind für bis zu einer Stunde bis zu 18-mal pro Jahr erlaubt. Schon alleine die umständliche Formulierung des Grenzwertes zeigt die Problematik des Themas. Im letzten Jahr wurden die Grenzwerte bereits in 70 Städten in Deutschland überschritten, nicht nur in Großstädten.